Unterstützung von Selbsthilfegruppen
(Autor: Maximilian Rieländer)
„Selbsthilfegruppen sind freiwillige, meist lose Zusammenschlüsse
von Menschen, deren Aktivitäten sich auf die gemeinsame Bewältigung
von Krankheiten, psychischen oder sozialen Problemen richten, von denen
sie - entweder selber oder als Angehörige - betroffen sind." (Definition
der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen) Die Unterstützung
von Selbsthilfegruppen ist ein wichtiges Arbeitsgebiet für die psychosoziale
Ver-sorgung und ebenso für die psychologische Gesundheitsförderung.
Die große Vielfalt von Selbsthilfegruppen läßt sich
gruppieren in:
a) Anonymous-Gruppen, die ihren Ursprung in der weit verbreiteten Selbsthilfe-Bewegung
der Anonymen Alkoholiker (AA) haben, vorwiegend einen angemessenen Umgang
mit Suchtneigungen anzielen und ihr Wirken am Programm der „12 Schritte"
und „Traditionen" orientieren,
b) Selbsthilfe-Organisationen als Vereine für chronisch erkrankte/behinderte
Menschen mit Zielen, individuelleKrankheitsbewältigung zu erleichtern,
Versorgungsmöglichkeiten des Gesundheitswesens effektiv zu nutzen
und die Interessen der Betroffenen in der Gesellschaft zu vertreten,
c) spontane Selbsthilfegruppen, die von Betroffenen vor Ort initiiert
werden und den Austausch persönlicher Erfahrungen pflegen, um physische,
psy-chische oder sozialen Belastungen seelisch besser zu bewältigen.
Informationen über Selbsthilfegruppen bieten u.a. die NAKOS (Albrecht-Achilles-Straße
65, 10709 Berlin, Tel: 030/8914019), örtliche Selbsthilfe-Kontaktstellen,
schriftliche Selbsthilfegruppen-Wegweiser und der (vom Autor zusammengestellte)
Wegweiser
zu Selbsthilfegruppen in 'Gesundheit & Psychologie im Internet'.
Zur Gesundheitsförderung gehören Informationen über Selbsthilfegruppen
und in Einzelfällen auch Motivierungen zur Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe.
Selbsthilfegruppen, vor allem die aus Selbsthilfe-Organisationen, sind
an Referaten über Fragen der Gesundheitsförderung interessiert
und daher für solche Angebote von PsychologInnen sehr empfänglich.
Manchmal wünschen Selbsthilfegruppen in einer kritischen Phase eine
Gruppenberatung/Supervision durch entsprechend qualifizierte Fachleute.
Örtliche Selbsthilfe-Kontaktstellen fördern Kooperationen
von Fachleuten und Selbsthilfegruppen. Die Kooperationsbereitschaft mit
Selbsthilfegruppen wird vermutlich bald zu einem Qualitätskriterium
von Institutionen und Berufstätigen im Gesundheitswesen.
Literatur
MATZAT, M. (1995): Die Unterstützung von Selbsthilfegruppen - eine
interdisziplinäre Aufgabe der Gesundheitsförderung. In: Rieländer/Hertel/
Kaupert
RIELÄNDER, M., HERTEL, L. & KAUPERT, A. (Hrsg:) (1995). Psychologische
Gesundheitsförderung als zukunftsorientiertes Berufsfeld - Bericht
der 2. Tagung ‘Psychologen in der Gesundheitsförderung und Prävention’
sowie ergänzende Beiträge. Bonn: DPV
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