Entfaltung von Lebenssinn
(Autor: Maximilian Rieländer)
Zur psychologischen Gesundheitsförderung gehört die Aufgabe,
Menschen in ihrer persönlichen Entfaltung von Lebenssinn zu unterstützen.
Die Auseinandersetzung mit Sinnfragen im Zusammenhang von Krankheit, Sterben
und Tod ist gesundheitspolitisch als Aufgabe definiert.
Orientiert sich eine Person bewußt an einem Lebenssinn, erlebt
sie eher Selbstachtung, Ich-Stärke, Kreativität, positive mitmenschliche
Beziehungen und somit auch eine erhöhte Lebensqualität mit einer
besseren 'Immunität' gegenüber physischen und psychischen Störungen.
Wer sich engagiert für einen Lebenssinn einsetzt, der über die
eigene Person und über persönliches Glücksstreben hinausweist,
verwirklicht 'Selbst-Transzendenz', eine wichtige Bestimmung des Menschseins
(V. Frankl).
Psychologische Ansätze, um Menschen auf ihrer individuellen 'Suche
nach Sinn' positiv zu unterstützen, sind besonders in der Logotherapie
von V. Frankl entwickelt. Im Vordergrund stehen klientzentrierte Bera-tungsgespräche
mit Methoden zur Förderung der Selbstexploration. Hilfreich sind Methoden
zur: Förderung von Selbstvertrauen und meditativer Selbst-Zentrierung,
Entfaltung kreativer Begabungen, Erinnerung an Inhalte eines jugendlichen
Idealismus, Erinnerung an tiefe zentrale Lebenserfahrungen bzw. an Grenzerfahrungen,
Entdeckung des eigenen 'Herzens' als seelisches Erlebenszentrum, Förderung
geistiger Freiheit, Klärung der persönlichen Weltanschauung,
Klärung von außergewöhnlichen intuitiven Erfahrungen. Weiterhin
bestehen in Beratungsgesprächen zur 'Suche nach Sinn' sozial orientierte
Aufgaben: die Klärung sozialer Konsequenzen von Sinnorientierung,
das Verständnis für das Streben zu einer 'Glaubensgemeinschaft
Gleichgesinnter' und die Klärung von Konsequenzen der Teilnahme an
solch einer 'Glaubensgemeinschaft'.
Zur psychologischen Unterstützung von Menschen auf ihrer 'Suche
nach Sinn' gehört auch die Aufmerksamkeit für Gefährdungen
durch 'Gurus' und Weltanschauungsgruppen, die mit Heilsversprechungen oder
Unheilsdrohungen werben sowie psychische Abhängigkeiten, geistige
Unfreiheit, soziale Ausgrenzungen und auch Mißachtung des Lebens
von Menschen fördern.
Literatur
FRANKL, VIKTOR E. (1987): Logotherapie und Existenzanalyse. München:
Piper.
KURZ, W. & SEDLAK, F. (Hrsg.) (1995): Kompendium der Logotherapie
und Existenzanalyse. Tübingen: Verlag Lebenskunst.
PESESCHKIAN, NOSRAT (1987): Auf der Suche nach Sinn. Frankfurt/M.: Fischer.
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