Bewältigung von chronischen Erkrankungen
(Autor: Matthias Hartmann)
Erkrankungen sind für die Betroffenen, und oft auch für die
Angehörigen, nicht nur ein Problem des Körpers, sondern des ganzen
Menschen. Entscheidungen für oder gegen medizinische Behandlungen
sind zu treffen, der Alltag ist weiterzuführen (so wie bisher oder
anders) und neue ungewohnte Möglichkeiten werden ahnbar, denkbar,
spürbar. Streßbelastungen, Ängste und die Ungewißheit
über die Zukunft sind dabei psychisch zu bewältigen.
Menschen mit Krebserkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, MS, Herzkrankheiten
oder HIV, können bei der Bewältigung dieser Lebenskrisen aus
Erkenntnissen der Klinischen Psychologie, Psychotherapie, Psychosomatik
und Gesundheitspsychologie Nutzen ziehen. Beispielsweise lassen sich Entspannungsverfahren
erlernen und zu psychischer Schmerzbewältigung erfolgreich nutzen.
Belastend wirkende Verständigungsprobleme mit den Angehörigen
oder mit Behandlern lassen sich bewältigen. Viele suchen nach einem
Verstehen des eigenen Krankwerdens; oft zielen sie dann an, die Erkrankung
und ihre Symptome durch Verhaltensänderungen (wie Ernährung,
Fitness), Änderung psychischer Einstellungen und aktives Tun zu beeinflussen.
Entstressung, Entängstigung und Entspannung lassen sich durch psychologische
Interventionen fördern und können zur Bewältigung und ggf.
auch zur Überwindung krankheitsbedingter Einschränkungen führen.
Voraussetzung für positive Prozesse ist natürlich die Bereitschaft
des Patienten, selbst aktiv zu werden und sich helfen lassen zu wollen;
z.B. durch Anwendung und Üben spezieller Techniken (z.B. bei Schmerzproblemen),
durch das Durchführen von problem- oder symptomorientierten Aufgaben
oder auch durch Förderung bereits vorhandener Fähigkeiten. Für
viele Probleme bei chronischen Erkrankungen gibt es heutzutage psychologische
Hilfen, die Betroffenen eine aktive Selbsthilfe ermöglichen, um Lebensqualität
zu erhalten, weiterzuentwickeln und diese neu zu bestimmen.
Wie neuere Forschungsergebnisse belegen, können Menschen mit chronischen
körperlichen Erkrankungen durch eine psychologische Betreuung, als
Ergänzung zur medizinischen Behandlung, ihre Krankheitsbewältigung
verbessern. Maßnahmen der Gesundheitsförderung können zu
seelischer Erweiterung und allgemeiner Revitalisierung bei chronischen
Erkrankungen beitragen.
Literatur
HARTMANN, M. (1991): Praktische Psycho-Onkologie. Selbsthilfe bei Krebserkrankungen.
München: Pfeiffer.
LESHAN, L. (1993): Diagnose Krebs. Stuttgart: Klett-Cotta.
SIMONTON, O.C. (1993): Auf dem Wege der Besserung. Hamburg: Rowohlt.
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